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Behandlung chronischer Depression und Traumafolgestörungen

Die stationäre psychotherapeutische Behandlung von chronischen Depressionen und von Traumafolgestörungen erfolgen auf der spezialisierten offenen Psychotherapiestation KPP-7.

Erwachsene 18 – 64

Depressive Störungen, Posttraumatische Belastungsstörungen, Dissoziative Störungen,

Hauptstandort Windisch – Areal Königsfelden,

stationär

Beschreibung

Belastende bis traumatische Erfahrungen, insbesondere in Kindheit und Jugend, können zur Entwicklung verschiedener psychischer Störungen führen. Hierzu zählen unter anderem chronische Depressionen und Verstimmtheitszustände (Dysthymie), posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS und komplexe PTBS) sowie traumabedingte dissoziative Störungen. Diese lernbedingt erworbenen Störungen, die aus belastenden Erfahrungen entstehen, können stationär behandelt werden, wenn die Symptome oder die Umstände besonders schwerwiegend sind oder wenn passende ambulanten Angebote fehlen.

Ablauf und Dauer

Vor einer stationären Behandlung wird ein unverbindliches Vorgespräch durchgeführt. Dafür benötigen wir eine laufende oder neue ärztliche Anordnung zur psychologischen Psychotherapie. Im Vorgespräch werden Fragen zur Biografie, zur Entstehung der Störung und zu gegenwärtigen Belastungen geklärt. Sollte eine stationäre Behandlung nicht möglich sein, beispielsweise aufgrund von Suchtverhalten, Affektregulationsstörungen, dissoziativem Erleben oder fehlender Absprachefähigkeit bei Suizidalität, wird geprüft, ob eine vorgängige Sucht-, DBT- oder Akut-Behandlung sinnvoller wäre.

Nach dem Gespräch besteht die Möglichkeit, die Station zu besichtigen. Die Station befindet sich im ehemaligen Personalhochhaus auf dem Areal Königsfelden. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten haben alle Patientinnen und Patienten Einzelzimmer, die Zimmer verfügen jedoch nicht über ein eigenes Badezimmer.

Besteht eine Behandlungsindikation, wird die hilfesuchende Person auf die Warteliste gesetzt und vor Eintrittszeitpunkt über das Eintrittsdatum informiert. In der Regel erfolgt diese Kontaktaufnahme durch die Zentrale Anmeldung der PDAG.

Die Behandlung dauert meist 12 Wochen. Bei im Aargau wohnhaften CBASP-Patientinnen und Patienten wird die stationäre Aufenthaltsdauer gekürzt und stattdessen durch eine teilstationäre Behandlung auf derselben Station ergänzt. Dies ermöglicht eine gezielte Anwendung und Festigung der gelernten Strategien im Alltag. Zudem besteht die Möglichkeit für CBASP-Refresher-Behandlungen (ca. 6 Wochen) sowie für Intervallbehandlungen bei Traumafolgestörungen (ca. 6 – 10 Wochen).

Die Wochenenden sollten Patientinnen und Patienten zuhause verbringen, weshalb eine stabile Wohnsituation notwendig ist. Eine weitere Voraussetzung für die Behandlung sind gute Deutschkenntnisse, da in den Gruppen und im Stationsalltag ausschliesslich Deutsch gesprochen wird und die Anweisungen von allen Patientinnen und Patienten verstanden werden müssen.

Behandlung

Die Behandlung ist multidisziplinär aufgebaut und umfasst im Normalfall eine zweimal wöchentlich stattfindende Einzelpsychotherapie, Bezugspersonengespräche mit einer Pflegefachperson, Kunst- und Bewegungstherapie sowie ärztliche Sprechstunden. Bei Bedarf erfolgt zudem eine medikamentöse Behandlung und, wenn angezeigt, eine Unterstützung durch den internen Sozialdienst.

Die Behandlung chronischer Depressionen erfolgt nach dem CBASP-Verfahren (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy, James P. McCullough, 2000). Diese basiert auf der Annahme, dass Menschen, die in schwierigen, belastenden oder auch traumatischen zwischenmenschlichen Beziehungen aufgewachsen sind, Bewältigungsstrategien entwickelt haben, um diese Erfahrungen zu überstehen. Diese früher hilfreichen Muster zeigen sich heute beispielsweise in chronisch gedrückter Stimmung, in Hoffnungslosigkeit («Es wird sich nie etwas ändern») oder in geringer Selbstwirksamkeit («Ich kann sowieso nichts beeinflussen»). Oft treten auch Gefühle von Leere, Einsamkeit und innerer Abstumpfung auf. Daraus können sich typische zwischenmenschliche Muster im Sinne einer «erlernten Hilflosigkeit» ergeben wie ein sozialer Rückzug, die Erwartung von Ablehnung oder negativen Reaktionen, Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse zu äussern sowie passives oder vermeidendes Verhalten.

CBASP setzt hier an, indem zuerst prägende Beziehungserfahrungen erhoben werden, um zu verstehen, warum eine Person heute in zwischenmenschlichen Situationen oftmals Schwierigkeiten hat. In einem nächsten Schritt wird der Fokus auf die gegenwärtigen zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Eine zentrale Methode ist dabei die Situationsanalyse. In der Behandlung spielt ausserdem die therapeutische Beziehung eine wesentliche Rolle: Die Therapeutin oder der Therapeut bring sich persönlich und zugleich diszipliniert ein und zeigt eigene Reaktionen auf.  Dadurch erleben die Patientinnen und Patienten, dass ihr Verhalten eine konkrete und unmittelbare Wirkung auf das Gegenüber hat. Im Kontrast zu früheren belastenden oder traumatischen Reaktionen von prägenden Bezugspersonen entsteht so allmählich ein Gefühl von Sicherheit.

Die Behandlung von Traumafolgestörungen ist vielfältig. Grundsätzlich nehmen wir Menschen nach einem oder mehreren traumatisch erlebten Ereignissen auf, deren Auswirkung so gravierend sind, dass eine ambulante Behandlung nicht durchführbar ist oder eine konzentrierte Traumaexposition gewünscht wird. Übliche Symptome sind Wiedererleben (bspw. Flashbacks und Albträume), Vermeidung (Ortes des Geschehens oder Gedanken an das Erlebnis), erhöhte Übererregbarkeit (bspw. konstante Anspannung, ständiges Gefühl von Bedrohung).

Zusätzlich können emotionale Stimmungsschwankungen auftreten, wie Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern, emotionale Taubheit oder «Abschalten», Impulsdurchbrüche wie Wut oder Selbstverletzungen. Auch ein negatives Selbstbild (Scham- und Schuldgefühle, Gefühl von Wertlosigkeit, ständige Selbstkritik oder Selbsthass) sowie Beziehungsschwierigkeiten (Misstrauen, Rückzug oder instabile oder konflikthafte Beziehungen, Überanpassung, extreme Abhängigkeit, Angst vor Nähe oder Zurückweisung) sind häufig.

Grundsätzlich ist die Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen das zentrale Behandlungsziel. Wir orientieren uns am 4-Phasen-Modell der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT), bestehend aus Diagnostik, Stabilisierung, traumafokussierender Behandlung und Integration.

Die traumafokussierende Psychotherapie erfolgt mit unterschiedlichen wissenschaftlich fundierten Verfahren: EMDR («Eye Movement Desensitization and Reprocessing»), Narrative Expositionstherapie, IRRT («Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy») oder Therapien zur Behandlung struktureller Dissoziation.

Das multidisziplinäre Behandlungskonzept umfasst zudem Ressourcenförderung, Stabilisierung, themenzentrierte Therapie, eine Psychoedukationsgruppe, traumaspezifische Wochenthemen sowie Milieutherapie.

Kosten

Die Kosten werden von der obligatorischen Krankenversicherung getragen.

Ort

Die Station KPP-7 befindet sich im Gebäude W.10 auf dem Areal Königsfelden in Windisch (Lageplan).

Dr. phil. Armin Blickenstorfer

Zentrumsleiter und Leitender Psychologe, Zentrum für spezialisierte Psychotherapie und Psychosomatik

Dr. med. Andreas Linde

Leitender Arzt, Privatstation Idéa, Zentrum für spezialisierte Psychotherapie und Psychosomatik

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Zentrum für spezialisierte Psychotherapie und Psychosomatik (ZPP)