Kontakt
Zentrum für integrierte Notfallpsychiatrie und Krisenintervention (ZINK)
Leitung.zink@clutterpdag.ch
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe und herausfordernde, aber behandelbare Erkrankung. Sie wirkt sich auf die Emotionsregulation, das Selbstbild und zwischenmenschliche Beziehungen aus. Betroffene erleben häufig starke innere Spannungen, impulsives Verhalten und ein tiefes seelisches Leiden. Heute stehen jedoch wirkungsvolle therapeutische Ansätze zur Verfügung, die langfristige Stabilität und Lebensqualität ermöglichen.
ambulant, stationär, tagesstationär
DBT-Skillsgruppentraining, Arbeitscoaching, Spezialisierte Psychotherapie und Psychosomatik,Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine tiefgreifende emotionale Entwicklungsstörung. Sie gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen in der Psychiatrie und betrifft etwa 1–2 % der Schweizer Bevölkerung. In psychiatrischen Kliniken machen Personen mit BPS rund 10–20 % der stationären Patientinnen und Patienten aus. Betroffene leiden zudem oft unter weiteren psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen und Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS.
Typisch Symptome für BPS sind:
Die Ursachen sind vielschichtig. Häufig gehen belastende Kindheitserfahrungen wie emotionale Vernachlässigung, Missbrauch oder instabile Bindungen voraus. Auch die genetische Veranlagung und neurobiologische Faktoren spielen eine Rolle.
Viele Symptome der BPS sind Ausdruck sogenannter maladaptiver Verhaltensmuster für dysfunktionale Zuwendung. Damit sind erlernte Strategien gemeint, die kurzfristig bei den typischen Symptomen helfen, aber langfristig schaden. Selbstverletzungen, suizidale Kommunikation oder extreme emotionale Reaktionen können so verstanden werden: als erlernte Bewältigungsmechanismen in einem Umfeld, in dem andere Strategien nicht zur Verfügung standen.
Diese Muster entstehen nicht unbedingt bewusst oder absichtlich. Sie sind meist Ausdruck eines tiefen inneren Leidens und dienen der Selbstregulation. Ein zentrales Ziel moderner Therapien ist es, solche Muster zu erkennen, zu verstehen und durch hilfreichere zu ersetzen.
Eine BPS ist behandelbar. In Studien zeigen rund 90 % der Betroffenen nach 10–16 Jahren keine voll ausgeprägte Symptomatik mehr – vorausgesetzt, sie erhalten eine störungsspezifische Behandlung.
Empfohlen werden psychotherapeutische Verfahren, die spezifisch für die Störung entwickelt wurden:
Diese Behandlungen fördern den Umgang mit Gefühlen, Impulskontrolle und Beziehungsfähigkeit. Langfristig kann eine Behandlung nur psychotherapeutisch erfolgreich sein; eine Medikation ist allenfalls nur kurzfristig unterstützend, aber nicht zielführend.
Eine Psychotherapie wiederum kann nur mit einer intrinsischen Behandlungs- und Veränderungsmotivation erfolgen und nicht erzwungen werden. Entsprechend sind stationäre, psychotherapeutische Angebote im Gegensatz zu akutstationären Angeboten auch mit Vorgespräch und Wartefristen verbunden.
Das Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen der PDAG bietet Patientinnen und Patienten bereits ab 17 Jahren eine umfassende Unterstützung. Gezielte Akutbehandlungen und individuelle Förderung sollen langfristig ihre Therapiefähigkeit für ambulante und stationäre Psychotherapien stärken. Bei der besonders jungen Altersgruppe der 17-jährigen Patientinnen und Patienten erfolgt die Behandlung in Zusammenarbeit mit den Fachpersonen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.
Ein weiteres Angebot ist das DBT-Skillsgruppentraining, welches Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung den Umgang mit der Selbstregulation beibringt.
Die Behandlung einer BPS erfolgt in der Regel ambulant. Stationäre Aufenthalte sind auf akute Krisensituationen oder störungsspezifische psychotherapeutische Programme beschränkt. In der Akutpsychiatrie geht es darum, kurzfristig zu stabilisieren und die Voraussetzungen für eine weitere Therapie zu schaffen.
Dazu gehören:
Zum Teil werden Betroffene nach Selbstverletzung oder suizidaler Kommunikation bewusst entlassen. Dies geschieht nicht, weil ihr Leiden nicht ernst genommen wird, sondern um maladaptive Verhaltensmuster nicht ungewollt zu verstärken. Solche Entscheidungen beruhen auf evidenzbasierten Behandlungsrichtlinien und ethischen Überlegungen.
Sollte keine ambulante Anbindung vorliegen, werden unsere Patientinnen und Patienten an unsere Ambulanz angebunden. Dadurch ist eine ambulante Weiterbehandlung ohne die üblichen Wartefristen von mehreren Monaten möglich. Im Weiteren wird ein Notfall- und Krisenplan erarbeitet, damit die Patientinnen und Patienten unser 24/7 Behandlungsangebot vom psychiatrischen Notfall für die Zukunft auch kennen und nutzen können.
Angehörige sind oft stark belastet und emotional involviert. Sie erleben die Krise hautnah mit und wünschen sich meist Schutz und sofortige Hilfe. Das ist verständlich, aber manche intuitive Reaktionen verstärken ungewollt die Problematik.
Wichtig ist:
Um das familiäre Umfeld zu unterstützen, bietet das Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen der PDAG spezielle Beratungen und Workshops an. Das Borderline-Kompetenzzentrum bietet monatlich eine spezielle Informationsgruppe für Angehörige an.
Zudem bietet die Fachstelle für Angehörige kostenlose Beratungsgespräche und Veranstaltungen für alle Angehörigen von Menschen mit einer psychischen Erkrankung: Angebote der Fachstelle für Angehörige
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt sich, wie andere Persönlichkeitsstörungen auch, im Jugend- und im jungen Erwachsenenalter und ist durch Phasen starker emotionaler Instabilität, impulsives Verhalten und Schwierigkeiten in Beziehungen gekennzeichnet. In den ersten Jahren nach Ausbruch sind die Symptome oft besonders ausgeprägt und können das Leben der Betroffenen und ihres Umfelds stark belasten.
Im Lauf der Zeit können die Symptome zurückgehen. Eine frühzeitige und kontinuierliche Therapie verbessert die Prognose erheblich.
Am besten bewährt hat sich die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Es handelt sich dabei um ein Psychotherapieverfahren, bei dem Fertigkeiten gelernt werden, die einen kompetenten Umgang mit Stress, zwischenmenschlichen Konflikten, Anspannung, destruktiven Impulsen und starken Gefühlen ermöglichen.
Weitere wirksame Therapieformen sind:
BPS-Betroffene sind besonders sensibel gegenüber dysfunktionaler Zuwendung. In stationären Settings kann es rasch zu negativen Wechselwirkungen mit Fachpersonen oder Mitpatientinnen und -patienten kommen. Ambulante Behandlungen – zum Beispiel in Form von DBT, MBT oder Schematherapie – sind langfristig wirksamer und nachhaltiger.
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Entscheidung sollte zusammen mit einer Gesundheitsfachperson gefällt werden.
Viele Betroffene mit BPS äussern Suizidgedanken in einem appellativen Sinn, also mit dem Wunsch nach Unterstützung, und nicht zwingend mit der Absicht, zu sterben. Eine stationäre Aufnahme oder Massnahmen ohne Zustimmung der Patientin/des Patienten können in solchen Fällen zu einer Verstärkung des problematischen Verhaltens führen. Die PDAG setzen daher auf klar strukturierte, freiwillige Kriseninterventionen.
Selbstverletzungen während der stationären Behandlung führen zu einem sofortigen Austritt. Dies dient nicht der Bestrafung, sondern soll den Zusammenhang zwischen Verhalten und Konsequenz verdeutlichen. Damit wird ein zentrales Prinzip der störungsspezifischen Therapie befolgt und verhindert, dass maladaptive Muster sich verfestigen.
Bei den PDAG erfolgt eine Aufnahme nur bei klar definiertem Behandlungsauftrag. Die Krisenintervention ist zeitlich auf 7-10 Tage begrenzt und streng strukturiert. Es gibt keine Isolationen oder Massnahmen ohne Zustimmung der Patientin/des Patienten, dafür aber klare Regeln und ein hohes Mass an Selbstverantwortung, beispielsweise bei der Wundversorgung. Mehrwöchige stationäre Behandlungen sind ausschliesslich im Setting einer psychotherapeutischen Station mit Schwerpunkt DBT/MBT vorgesehen.
Angehörige sind oft die ersten Ansprechpersonen in der Krise und dadurch stark belastet. Wichtig ist, den Unterschied zwischen Selbstverletzung und echter Suizidalität zu verstehen und das Behandlungsteam zu unterstützen.
Der Einbezug und die Information der Angehörigen in der Behandlung sind allerdings nur unter der Berücksichtigung der ärztlichen Schweigepflicht möglich.
Das Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen sowie die Fachstelle für Angehörige der PDAG bieten Gespräche, Workshops oder Angehörigenberatung an. Diese helfen, Missverständnisse abzubauen und Sicherheit im Umgang zu gewinnen.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zählt zu den komplexesten psychiatrischen Erkrankungen und stellt Betroffene, ihre Familien und Behandlungsteams vor enorme Herausforderungen. Für den optimalen Umgang im Akutfall setzen die Psychiatrischen Dienste Aargau auf innovative Lösungen.
Die neuste Ausgabe der Fachzeitschrift «psychiatrie & neurologie» mit dem Schwerpunkt Persönlichkeitsstörungen enthält zentrale Beiträge von Prof. Dr. Marc Walter, Klinikleiter und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Michel Dang, Zentrumsleiter und Leitender Arzt des Zentrums für integrierte Notfallpsychiatrie und Krisenintervention.
Das Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen bietet Patientinnen und Patienten bereits ab 17 Jahren eine umfassende Unterstützung. Gezielte Akutbehandlungen und individuelle Förderung sollen langfristig ihre Therapiefähigkeit für ambulante und stationäre Psychotherapie stärken.